Die Göttin




Die Göttin der Hexen ist die Göttin der vielen Namen. Hier mal einige
Beispiele: Demeter, Freyja, Diana, Artemis, Hekate, Ceres, Nut, Gaia und viele mehr.
Aber der Name ist ja auch nicht so wichtig.
Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn man alles über die Göttin
schreibt. Denn es gibt unzählige Literatur und Geschichen. Sagen und
Überlieferungen. Also werde ich schreiben, wie ich die große Göttin sehe
und was sie mir persönlich bedeutet.

Was für mich wichtig ist, ist das die Göttin nichts verlangt.
Sie verlangt keine Opfer. Keine grausigen, blutigen Menschen- oder Tieropfer. Denn
sie ist die Liebe. Sie verlangt es nicht. Natürlich konnen wir ihr unsere Dankbarkeit
durch kleine Geschenke und Gesten zeigen. Das kann ein Lied sein, ein paar schöne
Blumen, etwas Wein oder Brot. Aber das ist jedoch keine Verpflichtung sondern wir
bringen es ihr freiwillig entgegen.

Für mich ist sie die Natur, der Wind in den Bäumen, das Rauschen des Meeres.
Sie ist in dem fröhlichen Lachen eines Kindes, in dem Regenbogen nach einem
Sommerregen. Aber sie ist auch in dem Hunger der Menschen der dritten Welt, in dem
Leid der Kriegsopfer, im letzen Atemzug eines strebenden Tieres.
Sie verkörpert nicht nur die Geburt und das Leben, sondern auch die Vergänlichkeit
und das Sterben. Wir Hexen glauben an das sich immerwährende Rad des Lebens.
Mit dem Tod ist nicht gleich alles ausgelöscht. Denn der Tod ist ein Bestandteil des
Lebenszyklus. Wir werden ständig erneuert und wiedergeboren.

Wir brauchen für unsere Göttin keine speziellen Häuser bauen. Keine
protzigen Kirchen oder Kathedralen. Sie wohnt überall und kann überall
verehrt werden. Ich ziehe dazu die freie Natur vor. Aber wenn ich dazu keine
Möglichkeit habe genügt mir auch eine kleine gemütliche Ecke in
meiner Wohnung. Denn wir tragen die Göttin auch in unseren Inneren.

Wir brauchen sie auch nicht zu fürchten, wie es in anderen Religionen gängig
ist. Denn sie will uns nicht einschüchtern. Sie will unter uns sein. Sie liebt ihre Kinder.
In dieser Hinsicht ist es auch sehr schwer, sie sich nicht nur als Lebensschützerin
sondern auch als Zerstörerin vorzustellen. Doch so ist das Leben. Ein Neubeginn
und ein Enden. Dabei steht sie uns zur Seite. Für mich ist es so, als wenn sie ihre
Kinder wieder zu sich holt um sie an anderer Stelle wieder in den Kreislauf einzusetzen.

Wenn ich mit ihr in Kontakt treten möchte mache ich es durch Meditation. Ich ziehe
mich an einen ruhigen Platz zurück an dem ich völlig abschalten und
mich auf die Göttin in meinem Inneren konzentrieren kann. Ich rufe mir dann
mein inneres Bild von ihr vor Augen. Ich spreche dann mit ihr. Ich danke ihr für
alle Dinge die mir passiert sind. Ich bitte sie um Dinge und danke auch für ihre
Hilfe. Manchmal schmipfe ich auch mit ihr, wenn etwas nicht so glatt gelaufen ist
wie ich es mir vorgestellt habe. Denn ich weiß das sie mir nicht böse ist
wenn ich es tue. Sie liebt den offenen Geist und die Kreativität.


Die Göttin spricht (von Z.E. Budapest)

Ich bin Hathor, die Uralte, die geflügelte Kuhgöttin. Ich trage die Hörner
der Mondin und den Sonnenkreis. Meine sachten Strahlen grasen auf meiner geliebten
Erde. Ich hüte meine heiligen Kühe, weil sie die Menschen ernähren
und erhalten. Meine Milch ist Nahung für die Jungen. Meine Haut ist ihr Schutz.
Und ich habe Zeit mit ihnen zu spielen.
Erinnerst du dich, wie wir bei den Gelagen in Dendera getanz haben? Wir tranken Wein
auf Hathors berauschenden Festen. Wir sangen Lieder am Neujahrsabend und unsere
Leidenschaft brach aus uns wie ein Vulkan. Vermißt du nicht die ganznächtlichen
Gelage, wo wir zu Tausenden in heiliger Ekstase miteinander tanzten, Junge und Alte?
Ah, doch ich will dich auch an meine ernste Seite erinnern. Ich bin der Geist, der dich
dazu anleitet, die ersten Worte auf das Papier aus Papyrus, meiner heiligen Blume,
zu schreiben. Ich war es, die dich antrieb, Musik und Dichtung zu erfinden, den Tanz
und die Künste. Ich bin die Schöpferin der Kultur, die Erbauerin der Gemeinden,
die Göttin der Feste.

Ich bin die himmliche Beschützerin aller körperlichen Freuden, Musik für
die Ohren, Schönheit und Verkleidungen, Schminke, Kränze um den Kopf
geflochten, alles, was das Auge erfreut.
Die Freuden der Berührung, des Tanzes, der Liebe entzücken mich. Zu gegebener
Zeit schenke ich dir Wohlstand, bereichere ich dich durch häusliches Leben, Kinder
und gute Gesellschaft. Ich lasse deine Ernte hoch spießen, deine Obstbäume
reiche Frucht tragen. Ich verweile in der Katze, die abends schnurrend auf deinem Schoß
liegt. Aber ich habe auch eine dunkle Seite und die gutmütige Natur der heiligen
geflügelten Kuh wandelt sich zum rasenden Stier, wenn ich verärgert bin. Es
ist bekannt, daß ich im Blut der Männer gewatet bin, die sich an Frauen vergangen
haben. Ich bin bekannt dafür, daß ich diejenigen zermalme, die Kinder und Frauen
mißbraucht oder ermordet haben - und diese Seite schläft nicht mehr. Ruf mich um
Hilfe an, wenn du in Schwierigkeiten bist. Vertau mir und vertau dir selbst.
Wisse dies und weide dich an meine Nähe. Die weiße Mondin ist über dir,
durchsegelt den dunklen Himmel. Nur die Sterne sind meine Gefährten. Sie
tanzen in den Sphären . Ihr teuren Seelen, meine Töchter, meine Söhne,
seid spielerisch und liebt euch und alles auf dieser Erde, denn dardurch dient ihr mir.