Reizträume




Wir wissen, daß der Schließmuskel der Augen im Schlaf fast jeden Lichtreiz
abblendet. Schaltet nun zum Beispiel ein anderer in dem Zimmer, in dem wir schlafen, ein
Licht an, kann dieses Licht auch durch die geschlossenen Lider an Sehapparat weitergeleitet
werden. Der Reiz der Helligkeit könnte sogar unseren Traum beeinflussen. Er
könnte einen Blitz darstellen, der unsere Traumlandschaft erhellt, die Scheinwerfer
eines Autos, die Lampen in einem Atelier. Auf das Traumgeschehen selbst haben
äußere Reize jedoch wenig Einfluß, weil - wie Traumforscher feststellten -
dieses Geschehen vorprogrammiert ist und nur geringe Änderungen aufnimmt.
Dagegen können organische Leibreize durchaus das Traumgeschehen beeinflussen.
Schon im Altertum wurde festgestellt, daß ein opulentes Mahl vor dem Schlafengehen
Alpträume nach sich ziehe. Diese Meinung hat sich bis heute erhalten. Wir meinen ,
daß diese Alpträume trotzdem als Signal der Seele zu verstehen sind, die sich
ja im besonderen Maße auch um unser körperliches Wohl sorgt, das durch Völlerei
aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann.
Gewisse Reize aus dem Tagesgeschehen können in Traumbildern nachwirken. So
unternahm der Physiologe Plötzl im ersten Weltkrieg Experimente, die zunächst
nicht allzu sehr beachtet wurden, heute aber in der modernen Werbung eine Rolle spielen.
Plötzl führte gesunden Versuchspersonen figuren- und farbenreiche Bilder
in einer Zeitdauer von einer Hundertstelsekunde vor. Im Traum der auf das folgenden
Nacht erschienen bei vielen der Versuchspersonen oft vor allem die Details der Bilder
im Traum, die nicht bewußt wahrgenommen worden waren. Werbemanager in den
USA haben viele Versuche in dieser Richtung gemacht:
In Fernsehfilmem zum Beispiel lassen sie in Bruchteilen von Sekunden den Namen
eines bestimmten Produktes einschalten. Der vom Wachbewußtsein wegen seiner
Kürze kaum wahrgenommene Reiz wird - wie wissenschaftlich erwiesen wurde -
vom Unterbewußtsein aufgeommen und ins Traumgeschehen übersetzt. Ein
äußerer Reiz kann also die Seele überreden, ihn in die Rahmenhandlung
eines Traums aufzunehmen.
Solche Reize wirken zwar in den Traum hinein, beeinflussen aber die dramaturgische
Gestalung des Traumes nur unwesentlich.